- Reißverschlussprinzip und Rechtsfahrgebot tragen zum Verkehrsfluss bei
- Umfahrungen lohnen erst bei Vollsperrungen und Staus über zehn Kilometer Länge
- Auch bei Vollsperrung darf die Autobahn nicht betreten werden
Berlin (ACE) –Immer mehr Bundesländer starten in die Sommerferien und damit ist die stauträchtigste Zeit des Jahres angebrochen. Der ACE Auto Club Europa erklärt, wie Verkehrsteilnehmende zum Verkehrsfluss beitragen können und wie man sich verhalten sollte, wenn doch mal alles steht.
Reißverschlussverfahren hilft, Stau zu vermeiden
Reiht sich ein Auto an das nächste und keines kommt voran, ist häufig eine Engstelle der Auslöser: Durch eine Baustelle oder einen Unfall fällt eine Spur weg und die verbleibenden – so hat es zumindest häufig den Anschein – bieten zu wenig Platz. In Wirklichkeit jedoch würde dieser in der Theorie oft ausreichen. Vielmehr gehen Verkehrsteilnehmende teils falsch mit der endenden Spur um und tragen so selbst zur Staubildung bei.
Wenn Spuren enden oder gesperrt sind, gilt das Reißverschlussprinzip, um den Verkehr flüssig zu halten und Stau zu vermeiden. Wichtig ist dabei, sich abwechselnd hintereinander und vor allem nicht zu früh auf den verbleibenden Spuren einzuordnen, sondern erst kurz bevor die eigene Spur endet. Wer sich schon mehrere Fahrzeuglängen vor dem Ende des Fahrstreifens einfädelt, verschenkt Platz und kann im schlechtesten Fall einen Stau verursachen oder verlängern. Je mehr Verkehr auf der Straße ist, desto größer ist der Effekt des Reißverschlussverfahrens. Bei viel Verkehr nahe der Kapazitätsgrenze lässt sich der vorhandene Raum so optimal ausnutzen.
Spurwechsel schaden dem Verkehrsfluss
Immer, wenn sich eine Lücke auftut, zwischen den Spuren hin- und herzuwechseln, mag in der Theorie effizient und zeitsparend wirken. In der Praxis aber hat es den gegenteiligen Effekt: Vermehrte Spurwechsel schaden ebenso wie schnelles Vorfahren und abruptes Bremsen dem gleichmäßigen Verkehrsfluss: Wer einen anderen Verkehrsteilnehmenden zum Bremsen zwingt, sorgt insbesondere bei dichtem Verkehr für weiteren Zeitverlust. Denn der nachfolgende Verkehr muss ebenfalls bremsen und jedes einzelne Fahrzeug fährt verzögert wieder an. Zudem fördern Spurwechsel, ebenso wie plötzliche Bremsmanöver, die Gefahr von Auffahrunfällen.
Um Stau zu vermeiden, ist es sinnvoll, das Rechtsfahrgebot zu beachten. Der äußere linke Fahrstreifen ist zum Überholen bestimmt. Wer links fährt, obwohl rechts alles frei ist, verringert die Kapazität der Autobahn und provoziert Stau.
Stau umfahren oder aussitzen?
Wer mit dem Navi beziehungsweise Navigationsapps unterwegs ist, kennt die Bredouille: Unmittelbar vor einem Stau wird nicht selten eine längere Alternativroute vorgeschlagen. Nun hat man die Wahl: In die Blechlawine einreihen oder doch von der Autobahn abfahren und einen Umweg über die Dörfer in Kauf nehmen? In der Regel lohnt es sich nicht, den Stau zu umfahren: Viele Navigationsgeräte und -apps greifen auf die gleichen Informationen zurück und schicken die Nutzerinnen und Nutzer auf dieselben Umfahrungen – dort droht dann ebenfalls Stau. Ausnahmen sind Vollsperrungen und Staus über zehn Kilometer Länge – hier empfiehlt es sich, von der ursprünglich geplanten Strecke abzuweichen.
Rettungsgasse schon bei stockendem Verkehr Pflicht
Nicht immer lässt sich Stau vermeiden. Damit der Verkehr schnellstmöglich wieder fließt und niemand unnötig gefährdet wird, gelten im Stau besondere Regeln: Bereits bei stockendem Verkehr muss auf Autobahnen eine Rettungsgasse gebildet werden, um bei Bedarf Rettungskräften zu ermöglichen, rechtzeitig am Unfallort einzutreffen. Dabei weicht der Verkehr auf der ganz linken Spur weiter nach links bis zur Fahrbahnbegrenzungslinie aus, während alle anderen sich weiter nach rechts zur Fahrspurmarkierung bewegen. Diese Regelung gilt immer, egal, wie viele Spuren vorhanden sind. Die Rettungsgasse muss freigehalten werden und darf ausschließlich von Rettungskräften befahren werden, sonst drohen ein Bußgeld von mindestens 200 Euro, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte. ACE-Tipp: Ausreichend Platz zum voranfahrenden Fahrzeug ist ebenfalls anzuraten, um bei Bedarf rangieren zu können, falls die Rettungs- und Bergungsfahrzeuge breiter sind als gedacht.
Gerade am Ende eines Staus ereignen sich teils schlimme Unfälle, weil zu spät beziehungsweise unerwartet plötzlich abgebremst wird. Die Rettungsgasse kann auch in diesem Fall Leben retten, indem sie als Notbremsweg dient: Verkehrsteilnehmende, die das Stauende zu spät bemerkt haben, haben durch sie die Möglichkeit, einen gefährlichen Auffahrunfall zu verhindern. Achtung: Auf der Autobahn ist immer volle Aufmerksamkeit gefordert. Ein plötzlicher Stau, beispielsweise durch einen Unfall, ist nie ausgeschlossen.
Ausharren will gelernt sein
Geht gar nichts mehr voran, kann man nur abwarten. Sofern es welche gibt, sind die Anweisungen der Polizei zu befolgen. Führen Einsatzkräfte am Unfall vorbei, muss aufmerksam, aber zügig die Gefahrenstelle passiert werden. Sogenannte „Gaffer“ schaden nicht nur dem Verkehrsfluss, sondern erschweren auch die Arbeit der Einsatzkräfte. Häufig begehen „Gaffer“ verschiedene Ordnungswidrigkeiten – vom Verstoß gegen das Rechtsfahrgebot bis zur Behinderung von Rettungskräften. Finden sich mehrere „Gaffer“ zusammen, kann es noch teurer werden: Wer sich trotz Aufforderung, die Unfallstelle zu räumen, weiterhin dort aufhält, muss mit einem Bußgeld von bis zu 1.000 Euro rechnen. Kommen weitere Vergehen hinzu – zum Beispiel Aufnahmen von Verletzten oder Verstorbenen oder unterlassene Hilfeleistung – drohen Geldstrafen oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.
Auf der Autobahn besteht ein striktes Wendeverbot. Auch Rückwärtsfahren ist keinesfalls erlaubt. Die einzige Ausnahme: Die Polizei fordert die Autofahrerinnen und Autofahrer bei länger andauernden Vollsperrungen dazu auf, um den Verkehr von der Autobahn abzuleiten. Die Autobahn zu betreten, ist ebenfalls verboten – aussteigen darf man nur in Ausnahmesituationen, etwa in medizinischen Notfällen bei der Fahrt, um einen Unfall abzusichern oder um Erste Hilfe zu leisten. Idealerweise bringt man sich jedoch schnellstmöglich mit Warnweste hinter der Leitplanke in Sicherheit. Gleiches gilt für den Standstreifen.
Weitere Informationen:
>> Gefährliches Stau-Ende - Richtiges Verhalten kann Unfälle verhindern
>> 10 No-Gos auf der Autobahn: Sicher durch die Sommerreisezeit
>> Volle Blase im Stau: Tipps für das dringende Bedürfnis auf der Autobahn
Für Rückfragen und Interviewwünsche
ACE Pressestelle, Tel.: 030 278 725-15,
E-Mail: presse@ace.de, Invalidenstraße 29, 10115 Berlin
LinkedIn: linkedin.com/company/ace-auto-club-europa-e-v-