29.03.2022

Sommerreifen im Test: So gut ist günstig

Auto auf nasser Fahrbahn beim Bremstest.

Berlin (ACE) – Kleinwagen sind beliebt. Ob als Zweitfahrzeug oder Auto fürs kleine Budget: In der Klasse von Polo und Co. wird prinzipiell stärker auf den Preis geschaut – auch bei Reifen. Der gemeinsame Sommerreifentest 2022 des ACE Auto Club Europa, Europas Mobilitätsbegleiter, des Auto-, Motor- und Radfahrerbunds Österreich (ARBÖ) und der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH hat günstige Reifen in der gängigen Kleinwagendimension 195/55 R16 getestet.

Testaufbau: Bei den Kandidaten fiel die Wahl bewusst nicht auf kommende Modelle, sondern auf Reifen, die zum Testzeitpunkt für Endkunden erhältlich waren: zum einen sechs gängige Markenreifen im günstigeren Preissegment von Barum (Bravuris 5HM), Falken (Ziex ZE310 EcoRun), Fulda (EcoControl HP2), Kleber (Dynaxer HP4), Matador (MP47 Hectorra 3) und Uniroyal (Rainsport5). Alle mit Geschwindigkeitsindex „H“, somit bis 210 km/h zugelassen, und einem Lastindex von 87, also einer Tragfähigkeit von 545 Kilogramm pro Pneu.

Und zum anderen ergänzten unbekanntere Reifen das Testfeld, die als Qualitätsreifen über das Internet zu beziehen sind: der Milestone Green Sport und der Tristar EcoPower 4. Denn Reifenkäufe werden nicht immer über einen Fachhändler oder eine Fachwerkstatt vor Ort getätigt, sondern immer öfter online. Die beiden Kandidaten interessieren sogar besonders, da sie schon länger auf dem deutschen Markt erhältlich sind und im Internet durchaus kontrovers diskutiert werden.

Ort des Härtetests für alle Reifen war das große Testareal im niedersächsischen Papenburg. Die objektiven Messungen und subjektiven Fahrbewertungen erfolgten auf einem Seat Ibiza mit 81 kW (115 PS) und einem VW Polo mit identischer Motorisierung. Als Referenz diente ein Markenreifen aus demselben Preis-Leistungs-Segment.

Das Blitzlichtergebnis vorweg: Ein Reifen ist „sehr empfehlenswert“. Fünf Reifen sind „empfehlenswert“, zwei sind nur „bedingt empfehlenswert“. Durchgefallen ist keiner der getesteten Reifen. Die Ergebnisse im Detail.

Nasse Fahrbahn: Der verkehrssicherheitstechnisch relevanteste Teil im Test ist das Fahr- und Bremsverhalten auf regennassem Untergrund. Beim scharfen Bremsen aus 80 km/h liegen alle Reifen nah beieinander und zeigen fast alle durchschnittliche bis gute Leistungen. Der Beste im Test ist der Kleber mit einem Bremsweg von 31,4 Metern. Die beiden Schlusslichter sind der Barum mit 36,4 Metern und der Tristar mit 37,4 Metern. Das ist unter den gegebenen Testbedingungen gerade noch ausreichend.

Handling: Hier liegen alle durchaus im grünen Bereich – ohne große Ausreißer. Kleber und Uniroyal sind in dieser Disziplin die Besten und zeigen in Kurven ein nur leichtes Untersteuern, was jedoch unschwer korrigierbar ist. Bei abrupter Gaswegnahme in Kurven zeigen beide Reifen nahezu kein Übersteuern – das Heck bricht nicht aus. Das Ansprechverhalten bei beiden ist gut und ermöglicht ein exaktes Einlenken.

Grip und Seitenführung: Diese Eigenschaften sind bei beiden Kandidaten ebenfalls gut und vermitteln ein sicheres Fahrverhalten. Beim Herausbeschleunigen aus der Kurve zeigt das Duo eine gute Traktion, ein Durchdrehen der Räder bleibt aus. Nur geringfügig schlechter fällt das restliche Testfeld aus. Generell sind alle Reifen unter normalen Bedingungen gut fahrbar. Besonders der Falken und der Fulda bieten hier gutes Ansprechverhalten und gute Präzision.

Aquaplaning: Wasserglätte ist eine oft unterschätzte Gefahr, vor allem auf Autobahnen. Wie verhalten sich die günstigen Reifen mit meist geringerem Rollwiderstand? Der Nasshandlingkurs schafft Tatsachen: Kritisch ist kein Testreifen. Beim Längsaquaplaning hat der Falken mit 17 Punkten den größten Vorsprung. Überraschend: Der Milestone schafft hier mit 16 die zweithöchste Punktzahl. Schlusslicht ist der Tristar, der zweite online bestellte Reifen, jedoch immerhin noch mit passablen 14 erzielten Punkten. Große Überraschung beim Queraquaplaning: Hier dominiert der Milestone das Testfeld mit neun Punkten.

Auf dem Trockenen: Die Bremsleistungen sind durchschnittlich bis gut. Der Beste im Testfeld ist der Kleber. Schlusslicht ist der Barum, der eine gerade noch akzeptable Performance hinlegt. Einige Pluspunkte für alle gibt es wieder im Handling-Bereich. Im Gegensatz zur nassen Fahrbahn sind die meisten Reifen auf trockenem Untergrund besser zu handhaben und bieten mehr Grip. Hier liegen fast alle gleichauf. Die Kandidaten von Falken, Fulda, Kleber und Tristar zeigen gute Eigenschaften. In scharfen Kurven neigen sie nur zu wenig und somit gut kontrollierbarem Untersteuern. Die anderen sind kaum schlechter. Unterschiede gibt es bei spontaner Gaswegnahme. Hier reagieren Barum, Falken, Matador, Milestone und Tristar mit etwas Übersteuern, das Heck drängt leicht nach außen, und das ESP ist zwecks Fahrzeugstabilisierung gefordert. In lang gezogenen Kurven zeigen die Reifen guten Grip und damit eine gute Seitenführung – das Fahren fühlt sich stabil und sicher an.

Wirtschaftlichkeit: Der Rollwiderstand fällt fast bei allen Testreifen gut aus. Nur der Falken schneidet hier nicht so gut ab, bleibt aber im grünen Bereich. Das Vorbeifahrgeräusch ist eher durchwachsen, der Kleber ist hier noch der leiseste von allen.

Fazit

Der Kleber Dynaxer HP4 hat im Test eindeutig die Nase vorn, dicht gefolgt von einem Großteil des Testfelds. Überraschend auch der Milestone, der etwas besser abschneidet als der Tristar und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

 

Weitere Informationen

>> Videoclip „Sommerreifentest 2022“ 

>> Die Fotos zum Test

>> Test-Ergebnisgrafik

>> Zum ausführlichen Testbericht im ACE LENKRAD

 

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