29.07.2016

Keine Eile geboten

Stuttgart (ACE) 29. Juli 2016 – Der ACE Auto Club Europa sieht beim Thema Autonomes Fahren keine Eile geboten. Stefan Heimlich, Vorsitzender des Clubs, kritisiert die Dringlichkeit, mit der sich Verkehrsminister Alexander Dobrindt dem Thema widmet.

„Wir verstehen, dass der Verkehrsminister sich nach Abgas-Skandal und Maut-Panne nach einem Thema sehnt, das ihn in einem guten Licht dastehen lässt. Er darf jetzt allerdings nicht den Fehler machen und sich von der Industrie drängen lassen“, so Heimlich. Die Entwicklung in diesem Bereich sei bei weitem noch nicht so weit, dass jetzt schnell die straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften geändert werden müssten. Auch gibt es aus Sicht des Clubs noch eine große Zahl an Fragen, die noch nicht ausreichend geklärt seien: „Wie lange dauert es beispielsweise, bis der Autofahrer eine komplexe Situation versteht, wenn er gerade noch in einen Film vertieft war? Wie viel Zeit muss dem Fahrer also für die Rückübergabe eingeräumt werden?“, beschreibt Heimlich eine der offenen Fragen. Hier dürfe nicht der Fehler gemacht werden, die Übergaberegelungen am heute technisch möglichen auszurichten, vielmehr müssten fundierte wissenschaftliche Untersuchungen den Weg vorgeben.
Insbesondere im Bereich des „teilautonomen Fahrens“, bei dem der Fahrer dauerhaft das Fahrzeug überwachen muss, prallen laut Heimlich Wunsch und Wirklichkeit aufeinander. Denn beim teilautonomen Fahren kann der Fahrzeug-Lenker die Zeit eben nicht dafür nutzen, um die Zeitung zu lesen und einen Kaffee zu trinken sondern muss ständig die Funktionen kontrollieren. „Genau das muss aber klar kommuniziert werden, sonst werden sich die Fahrer immer sicherer fühlen und mehr und mehr Aufgaben dem System überlassen bis es unter Umständen zu spät ist, um einzugreifen. Wir müssen also aufpassen, dass wir uns nach den ersten tödlichen Unfällen nicht im Tal der Tränen wiederfinden“, so Heimlich weiter.

Grundsätzlich sieht der ACE im Autonomen Fahren eine Zukunftstechnologie, die das Potenzial hat, Verkehrsunfälle zu vermeiden und den Energieverbrauch im Straßenverkehr weiter zu reduzieren. Allerdings eigne sich die Technik in absehbarer Zeit nur für wenig komplexe Situationen, beispielsweise auf Autobahnen, bei der es weder Gegenverkehr noch Kreuzungen gibt. Also in genau den Situationen, die schon heute sehr sicher sind. Bis das System sich für komplexe Situationen eigne, also beispielsweise für den Stadtverkehr, werde es nach Einschätzung des zweitgrößten deutschen Autoclubs noch Jahrzehnte dauern.

Mitte Juli hatte Verkehrsminister Alexander Dobrindt angekündigt, noch in diesem Monat eine Reform des Straßenverkehrsrechts auf den Weg bringen zu wollen.


Der ACE Auto Club Europa ist Mitglied im Verbund Europäischer Automobilclubs (EAC), www.eac-web.eu