Berlin (ACE) – Mit der Umstellung von Sommer- auf Winterzeit geraten viele innere Uhren aus dem Takt. Der Schlaf-Wach-Rhythmus verschiebt sich und es wird deutlich früher dunkel. Viele Autofahrende fühlen sich dadurch schon am späten Nachmittag und Abend müde und unkonzentriert. Damit steigt das Risiko für gefährliche Müdigkeit am Steuer und Sekundenschlaf. Der ACE Auto Club Europa klärt auf und gibt Tipps, wie Fahrerinnen und Fahrer Müdigkeit entgegenwirken und Sekundenschlaf verhindern können.
Sekundenschlaf: Schon Sekunden können tödlich sein
Sekundenschlaf beschreibt sehr kurze Schlafepisoden am Steuer. Fallen die Augen auch nur für einen Moment zu, kann das schwere Verkehrsunfälle mit tödlichen Folgen nach sich ziehen. Schon eine Sekunde Unaufmerksamkeit bedeutet bei Tempo 100 knapp 28 Meter Blindflug – eine immense Gefahr für die Fahrerin oder den Fahrer selbst und für alle anderen Verkehrsteilnehmenden. Schlafmangel und Übermüdung fördern den gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer.
Besonders tückisch ist, dass Sekundenschlaf auch mit offenen Augen auftreten kann. In diesem Zustand nimmt das Gehirn visuelle Reize kaum noch oder nur stark verzögert auf. Entsprechend verlängert sich die Reaktionszeit deutlich, was die Unfallgefahr noch einmal drastisch erhöht.
Dabei ist Sekundenschlaf ein Schutzmechanismus des Körpers. Bei sehr erschöpften Menschen holt sich der Körper den Schlaf, den er braucht, notfalls zwangsweise. Das Gehirn macht dann einfach dicht und fährt alles herunter. Reize von außen werden schlechter oder gar nicht mehr wahrgenommen und auch der Kopf kann nach vorne kippen.
Viele Fachleute gehen davon aus, dass bis zu einem Viertel aller Verkehrsunfälle auf Müdigkeit zurückzuführen sind. Sekundenschlaf spielt dabei eine erhebliche Rolle.
Technik hilft – aber ersetzt nicht die Aufmerksamkeit
Seit 2024 sind Müdigkeitswarner und aktiver Spurhalteassistent in Neufahrzeugen vorgeschrieben. Müdigkeitswarner machen optisch und akustisch auf eine drohende Gefahr aufmerksam. Aktive Spurhalteassistenten greifen automatisch korrigierend ein – viele ältere, nicht aktive Systeme machen sich zumindest haptisch bemerkbar, zum Beispiel durch ein Vibrieren des Lenkrads oder der Sitzfläche.
Diese Systeme sind wichtige unterstützende Maßnahmen. Allerdings sind noch Millionen Fahrzeuge ohne diese Sicherheitstechnologien unterwegs. Assistenzsysteme können zudem nicht die eigene Verantwortung ersetzen.
Wie extreme Müdigkeit entsteht und was sie bewirkt
Schlafmangel oder ein ungewohnter Schlafrhythmus sind die Hauptursachen für starke Müdigkeit. Besonders betroffen sind Personen, die zum Beispiel ungewohnterweise am Abend eine Urlaubsfahrt starten. Kommt dann noch eine ungünstige Umgebung hinzu – etwa ein beheiztes, warmes Auto – und eine monotone, dunkle Strecke wie bei einer Nachtfahrt, steigt das Risiko eines Sekundenschlafs immens.
Bei Müdigkeit lässt die Konzentrationsfähigkeit stark nach. Die Fahrerin oder der Fahrer fährt weniger aufmerksam und erfasst Verkehrssituationen falsch oder zu spät. Wer müde fährt, ist zudem dem Risiko ausgesetzt, Streckenentfernungen und Geschwindigkeiten falsch einzuschätzen und sich in der eigenen Leistungsfähigkeit zu überschätzen. Viele Autofahrende glauben fälschlicherweise, rechtzeitig bemerken zu können, dass sie kurz davor sind, einzuschlafen.
Medikamente und Krankheiten als Ursache für Müdigkeit
Alkohol und Medikamente können die Fahrtüchtigkeit ebenfalls vermindern und die Müdigkeit steigern. Besonders Medikamente wie Neuroleptika, Antidepressiva oder Opiate, aber auch Antihistaminika gegen Allergien, können sehr müde machen und so die Fahrtüchtigkeit massiv beeinträchtigen. Bei Medikamentenkonsum sollte daher der behandelnde Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin auf das Thema Fahrsicherheit angesprochen werden.
Manche Krankheiten sorgen an sich schon für eine ausgeprägte Müdigkeit. Dazu zählen Narkolepsie, die sogenannte „Schlafkrankheit“, bei der auch tagsüber überraschend Müdigkeitsphasen auftreten können,und Schlafapnoe – eine häufige Ursache für Sekundenschlaf, stete Müdigkeit und eine verlangsamte Reaktion.
Wirksame Mittel gegen Sekundenschlaf: Pausen und Powernapping
Der ACE empfiehlt bei akuter Müdigkeit am Steuer klare Gegenmaßnahmen:
1. Erste Warnzeichen ernst nehmen
Der Sekundenschlaf kommt schleichend. Umso wichtiger ist es, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und zu reagieren. Typische Anzeichen sind Gähnen, Unaufmerksamkeit und brennende Augen. Ernst zu nehmen sind zudem Signale wie Doppelbilder vor den Augen, der sogenannte „Tunnelblick“, bei dem sich die Straße zu verengen scheint, sowie eine verschwimmende Sicht.
2. Sofort Pause machen
Wenn eins oder mehrere der oben genannten Warnzeichen eintreten, unbedingt umgehend einen Rast- oder Parkplatz aufsuchen und eine Pause einlegen. Zur Not darf sogar im Auto übernachtet werden, um die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen.
3. Pausenlänge und Intervalle beachten
Bei akut auftretender Müdigkeit empfiehlt der ACE eine Pause von etwa 20 Minuten, um die Fahrtüchtigkeit kurzfristig wiederherzustellen. Danach regelmäßig erneut pausieren. Bei längeren Fahrten ist alle zwei Stunden eine Pause empfehlenswert.
4. Powernap gezielt nutzen
Die Pausen nach Möglichkeit gezielt für einen kurzen Powernap nutzen: bewusstes Wegnicken für zehn bis maximal 20 Minuten. Diese kurze Schlafphase hilft, zu regenerieren und etwas Energie zurückzubekommen. Danach an der frischen Luft bewegen und durch Gymnastik den Kreislauf wieder in Schwung bringen.
Weitere Tipps gegen Müdigkeit am Steuer
Der ACE empfiehlt außerdem:
- Nur ausgeruht ins Auto steigen.
- Während der gesamten Fahrtzeit nur leichte Kost zu sich nehmen und ausreichend Wasser trinken.
- Wenn Kaffee konsumiert wird, diesen am besten direkt vor einem Powernap trinken. Das Koffein braucht etwa 20 Minuten, bis es wirkt.
- Bei chronischer Müdigkeit, auch tagsüber, ärztlich prüfen lassen, ob zum Beispiel Schlafapnoe oder eine andere Krankheit vorliegt.
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