Die Richtung stimmt – nächste Station: Ausbau und Vernetzung
Duisburg (ACE) – Busfahrten per Smartphone buchen und unabhängig von fixen Haltestellen sowie festen Abfahrzeiten antreten ist heute schon in Ergänzung zum klassischen ÖPNV möglich – wenn auch räumlich und zeitlich begrenzt. Der ACE, Deutschlands zweitgrößter Autoclub und Mobilitätsbegleiter, hat die Vor- und Nachteile des derzeit im Pilot befindlichen On-Demand-Angebots myBUS der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) im Praxistest ermittelt.
Kernergebnis: Das neue Duisburger Mobilitätsangebot funktioniert und überzeugt. Nach 41 Testfahrten gibt der ACE-Regionalverband Nordrhein-Westfalen die Gesamtnote 1,5. Optimierungspotenzial wird bei der Bedienung per App sowie bei der Service-Verfügbarkeit gesehen.
Tolga Kaya, ACE-Regionalverantwortlicher Rheinland: „Eine Taxifahrt wäre auch nicht angenehmer oder schneller – nur teurer. Maximal 3,20 Euro kostet jede Fahrt im myBUS. Positiv ist zudem die kurze Warte- sowie Einstiegszeit. Egal, wann und wo im Geschäftsgebiet der Busruf per App erfolgte, im Schnitt haben wir nur fünf Minuten bis zur Abholung gewartet. Darüber hinaus ist das Fahrziel dem Fahrer schon beim Einsteigen bekannt, was wiederum Zeit spart. Einzig registriertes Manko in puncto Personal und Fahrzeugausstattung: Aufgrund fehlender Sicherheitsinstruktionen bleiben die vorhandenen Anschnallgurte häufig ungenutzt.“
Optimierungspotenzial sieht der ACE in der Service-Nutzung per App. Sowohl die Buchung als auch die Bezahlung erfolgt ausschließlich über die App. Fahrgästen ohne passendes Endgerät und mobilen Internetzugang bleibt myBUS somit verwehrt. Alle anderen müssen vor der ersten Fahrt eine einmalige Registrierung einplanen, die, laut Tolga Kaya, nicht intuitiv und dadurch zeitaufwändig ist. Ist die Hürde der Registrierung aber überwunden, funktioniert das System einfach und zuverlässig.
Die DVG ist mit dem nachfragebasierten Mobilitätsangebot myBUS somit zweifellos auf dem Weg in Richtung Zukunft, doch spürbar handelt es sich um ein Pilotprojekt.
Aus Sicht des ACE gilt es, den Service zu erweitern und alle Fahrgäste mitzunehmen: „On-Demand-Services erfordern unterschiedliche Buchungs- und Zahlungsmöglichkeiten. Das Einsatzgebiet sollte zudem über die Wohn- und Ausgehviertel in der Innenstadt hinaus erweitert werden. Denn vor allem in den Randgebieten mit weniger ÖPNV-Angeboten besteht Bedarf. Die Fahrzeiten wiederum könnte man rund um Feiertage und öffentliche Veranstaltungen ausweiten“, schlägt Tolga Kaya vor.
ACE fordert überregionale Zusammenarbeit von Mobilitätsanbietern
Langfristiges Ziel sollte es sein, nachfragebasierte Mobilitätsangebote in Ergänzung zum öffentlichen Personennahverkehr flächendeckend, mit einem einheitlich einfachen Zugang anzubieten. Dazu ist, so der ACE, ein Schulterschluss der Mobilitätsanbieter dringend erforderlich. myBUS hat Vorbildcharakter und könnte anderen Städten als Beispiel dienen. Doch letztlich ist wichtig, dass die Städte, zusammen mit den Mobilitätsdienstleistern, auch über die Pilotphase hinweg, im Austausch bleiben. Statt eines Flickenteppichs kleiner, regionaler Mobilitätsangebote sollte in den nächsten Jahren ein ineinandergreifendes Mobilitätsnetz entstehen – mit einheitlichen Nutzungsbedingungen und Zahlungsmöglichkeiten“, betont der ACE-Verantwortliche.
Dr. Tom Kirschbaum, Geschäftsführer und Gründer von door2door, dem Unternehmen, welches die technologische Grundlage für das System geliefert hat, betont: „Wir freuen uns über das äußerst positive Testergebnis von myBUS, denn es zeigt: On-Demand Nahverkehr ist der absolut richtige Schritt in der langfristigen Weiterentwicklung des ÖPNVs, um die Lebensqualität unserer Städte zu erhöhen. Wir als Technologie-Unternehmen liefern die Werkzeuge, die Nahverkehrsunternehmen benötigen, um gemeinsam diese nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Die DVG gilt als Vorreiter, dem schon viele weitere Städte und ÖPNV-Unternehmen gefolgt sind und in Zukunft noch folgen werden.“
Im Rahmen des ACE-Tests haben sowohl ortskundige als auch ortsfremde Personen insgesamt 41 Test-Fahrten mit myBUS durchgeführt. An vier unterschiedlichen Tagen im Juli 2018 wurden dabei jeweils zwischen 18 und 23 Uhr unterschiedliche Fahrziele im Einsatzgebiet angesteuert.
Für Rückfragen und Interviewwünsche:
Tolga Kaya Anja Smetanin
ACE Regionalbeauftragter Club Nordrhein-Westfalen ACE-Pressesprecherin
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