Stuttgart (ACE) 3. April 2017 – Das Auto zu Hause lassen und stattdessen mit Bus, Bahn oder Fahrrad zur Arbeit fahren? Der ACE, Deutschlands zweitgrößter Autoclub, hat fünf Pendler im Raum Stuttgart für zwei Wochen bei diesem Vorhaben unterstützt. Das Ergebnis: In der gut erschlossenen Metropolregion ist Umsteigen in vielen Fällen möglich, erfordert aber Planung und ist manchmal mit Einschränkungen verbunden. Für den Umstieg vieler Menschen, der zur Reduzierung von Schadstoffen sinnvoll und nötig ist, werden die Kapazitäten von Park-and-Ride-Parkplätzen und Bahnen vermutlich noch nicht ausreichen. Und der Ausbau braucht Zeit.
Stuttgart ist eine Pendlerstadt. Es gibt fast 400.000 Jobs, mehr als die Hälfte der Beschäftigten wohnen aber nicht im Stadtgebiet, sondern pendeln aus dem Umland in die Landeshauptstadt. Über 230.000 Pendler fahren jeden Tag nach Stuttgart. Die gewünschte Reduzierung des Autoverkehrs zur Verbesserung der Luftqualität wird gerade für Pendler zu einer Herausforderung.
Der ACE hat in seinem Projekt „Gute Wege“ fünf Pendler mit unterschiedlichen Wohnorten, Arbeitszeiten und familiären Hintergründen beraten. Auch in zwei Wochen ohne Auto haben es die Testpersonen rechtzeitig zur Arbeit und wieder zurück geschafft. Die beste Alternative zum Auto zu finden, erfordert aber häufig intensive Recherche. Außerdem überzeugten die getesteten Verkehrsmittel nicht in allen Belangen.
Die Ergebnisse auf einen Blick:
1. Der öffentliche Nahverkehr ist im Raum Stuttgart gut ausgebaut, häufig wird aber die sogenannte erste oder letzte Meile zum Problem. Matthias Dietz vom Projekt „Gute Wege“, hat die Routenempfehlungen zum Umstieg erarbeitet: „Wenn man mehrmals umsteigen muss oder längere Fußwege hat, wird das Pendeln mit Bus und Bahn unattraktiv. Deshalb empfehlen wir, Verkehrsmittel zu kombinieren: Mit dem Roller oder Faltrad kann die Strecke zur nächsten Haltestelle schneller zurückgelegt werden. Oder ich spare mir den Bus und radle direkt zum Bahnhof. “ Die ACE-Forderung: Gute, sichere und ausreichende Radabstellanlagen an den Haltestellen sind unbedingt notwendig.
2. Gerade für Pendler mit weiteren Strecken ist es sinnvoll, die erste Etappe mit dem Auto zu fahren und dann in die Bahn zu steigen. Vorteil: Kein Problem mit Staus oder Fahrverboten in der Innenstadt. Der Umsteiger-Test zeigt allerdings, dass viele Park-and-Ride-Parkplätze voll sind. Matthias Knobloch, Abteilungsleiter Verkehrspolitik des ACE, fordert deshalb: „Stuttgarts Verkehrsprobleme müssen bereits im Umland angegangen werden. Die große Nachfrage zeigt, dass Park-and-Ride funktioniert, die Politik muss aber umgehend für einen weiteren Ausbau der Stellplätze sorgen“.
3. Einen weiteren Ausbau braucht auch der öffentliche Verkehr. Im Test des ACE zeigt sich, dass bereits heute einige Bahnen um sechs Uhr morgens so voll sind, dass nur noch beengtes Stehen möglich ist. Das senkt den Fahrkomfort und wirft kein gutes Licht auf die Zukunft. Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE: „Eine Taktverdichtung und nach Möglichkeit auch größere Fahrzeuge sind nötig, wenn mehr Pendler mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren sollen“. Heimlich weiter: „Schon jetzt ist die Kapazitätsgrenze in den Bahnen im Berufsverkehr oft erreicht. Wenn Pendler umsteigen sollen, müssen die Alternativen zum Auto besser werden. Investitionen in den Nahverkehr nutzen sowohl den Bürgern als auch der Wirtschaft.“
4. Der Umsteiger-Test des ACE zeigt außerdem, dass viele Pendler die Ticketpreise des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) als teuer empfinden. Abhilfe kann ein Firmenticket schaffen. ACE-Experte Matthias Dietz „Durch den Großkundenrabatt beim Firmenticket und einen monatlichen Zuschuss des Arbeitgebers spart ein Pendler viel Geld. Also unbedingt nachfragen, ob es in der Firma ein Jobticket gibt – falls nicht, können Beschäftigte seine Einführung vorschlagen." Kleine Firmen erreichen allerdings oft nicht die vom VVS geforderten Ticketzahlen. Eine Lösung bietet der ACE mit dem Firmenticket-Kundenservice. Als Sammelbesteller macht der ACE auch kleinen Unternehmen das Firmenticket zugänglich.
Ein ausführlicher Artikel zum Umsteiger-Test ist in der aktuellen Ausgabe des ACE-Mitgliedermagazins Lenkrad erschienen und online verfügbar.
Über das Projekt „Gute Wege zur guten Arbeit“
Das Projekt „Gute Wege zur guten Arbeit“ des ACE Auto Club Europa setzt sich für nachhaltige Mobilität im Berufsverkehr ein. Das kann beispielsweise durch eine Förderung von Fahrgemeinschaften, öffentlichen Verkehrsmitteln oder des Radverkehrs gelingen. „Gute Wege zur guten Arbeit“ wird im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert und vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und seinen Mitgliedsgewerkschaften unterstützt. Hier finden Sie weitere Informationen zu dem Projekt "Gute Wege".
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