Stuttgart (ACE) 10. März 2017 – Auch wenn sich die parlamentarische Aufarbeitung des „Dieselgates“ dem Ende zuneigt, darf das Thema nicht von der politischen Agenda verschwinden, fordert der ACE, Deutschlands zweitgrößter Autoclub. „Es ist wichtig politisch zu klären, wer welche Fehler gemacht hat, um Zulassungs- und Kontrollsysteme zu verbessern.
Davon wird aber die Luft in den Städten nicht sauberer. Mit dem Untersuchungsausschuss ist die Arbeit nicht abgeschlossen, der Kampf gegen NOx und andere Luftschadstoffe hat vielmehr gerade erst begonnen.“, so Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE.
Für mehr saubere Luft und mehr Lebensqualität fordert der ACE ein konzertiertes Vorgehen von Politik und Wirtschaft. „Belastet sind die Städte und die Menschen, die in ihnen leben. Auf regulierende Maßnahmen zu verzichten und nur zu hoffen, dass es die Entwicklung im Automobilmarkt in Zukunft schon richten wird, ist menschenverachtend. Gleichzeitig würde die Politik mit einem solchen Vorgehen ihre eigenen Ziele zur Luftreinhaltung diskreditieren. Die Städte sind aber Opfer und nicht Verursacher der Misere. Opfer sind ebenfalls die Menschen, die sich auf Versprechen der Hersteller und eine funktionierende Kontrolle verlassen haben. Gefordert sind jetzt die Verursacher des Dilemmas, nämlich Autohersteller und die Bundespolitik.“ so Stefan Heimlich.
Der ACE fordert im Einzelnen:
Die „Blaue Plakette“ ist perspektivisch zwingend notwendig, damit Städte überhaupt den Kampf gegen NOx aufnehmen können. Sie braucht aber Übergangsregelungen, nicht nur für die lokale Wirtschaft, sondern auch für die Menschen, die jetzt mit fast neuen Fahrzeugen von Fahrverboten betroffen sind. Wichtigste Aussage der „Blauen Plakette“ aus Sicht des ACE ist, dass nur noch Neufahrzeuge auf die Straße kommen, die im Realbetrieb die Schadstoffgrenzen einhalten.
Nachrüstung: Auch ältere Fahrzeuge können noch erheblich verbessert werden, das ist aus Sicht des ACE ein Ergebnis des „Dieselgates“. Zwar werden ältere Fahrzeuge nicht den Grenzwert nach EURO 6 erreichen, aber jede Verbesserung ist ein Schritt für sauberere Luft. Verbraucher dürfen aber nicht mit dem Nachrüstungsthema allein gelassen werden. Der ACE fordert ein Task Force aus Politik und Industrie, die herausarbeitet, welches Verbesserungspotential vorhanden ist und welche Möglichkeiten einer Förderung bestehen. Solche Überlegungen müssen auch bei der Gestaltung von Übergangslösungen zur „Blauen Plakette“ eine Rolle spielen.
Feinstaub: NOx und Feinstaub sind zwei Kategorien von Luftschadstoffen, die unterschiedliche Ansätze erfordern, auch wenn weniger Autoverkehr in jedem Fall hilft. Beim Feinstaub fordert der ACE, sich beim Fahrzeug besonders den Bereichen Bremsbeläge und Reifen zuzuwenden. Bei den Abgasen ist bereits viel erreicht worden, wenn es um Aufwirbelungen und Abrieb beim Fahrzeugbetrieb geht, sieht der ACE noch einiges Verbesserungspotential.
Verkehrswende voranbringen: Bei allen technischen Maßnahmen muss klar sein: Das sauberste Auto in der Stadt ist das Auto, das erst gar nicht fährt. Ferner ändert die Antriebsart nichts am täglichen Stau. Die Verkehrswende bedeutet, den Umweltverbund in den Städten so zu gestalten, dass die Menschen auch zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Verkehr ihre Ziele sicher, schnell und bequem erreichen können. Es geht nicht um Mobilitätsbeschränkungen, sondern darum, die Alternativen zum Auto zu verbessern. Der ACE ist sich sicher: Wenn Menschen erkennen, dass das Auto in der Innenstadt gerade bei kurzen Entfernungen nicht das beste Verkehrsmittel ist, werden sie auch auf andere Verkehrsmittel umsteigen.
Zum Thema hat der ACE eine Broschüre „Saubere Luft in unseren Städten“ erstellt, die neben den ACE-Forderungen auch umfangreiches Hintergrundmaterial enthält.
Die Broschüre ist hier downloadbar.
>> Pressefoto: Feinstaubalarm in Stuttgart