04.06.2025

10 große Ablenkungsfaktoren hinter dem Steuer – und Tipps für den Umgang damit

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Berlin (ACE) – Im Straßenverkehr ist Aufmerksamkeit das A und O. Nur so kann insbesondere in brenzligen Situationen rechtzeitig reagiert werden. Dabei sind Autofahrerinnen und Autofahrer immer vielfältigeren Ablenkungsquellen ausgesetzt. Der ACE Auto Club Europa klärt über zehn große Risiken auf und wie sie zu vermeiden sind. Denn beim Autofahren sollte man sich wirklich nur aufs Fahren selbst konzentrieren.

 

1. Smartphone: Gefährlicher Begleiter am Steuer

Einer der größten Ablenkungsfaktoren ist das Handy. Im Rahmen einer Studie der Versicherung DA Direkt hat im Oktober 2024 ein Drittel der Autofahrenden in der Großstadt angegeben, das Smartphone bei fast jeder Fahrt zu nutzen – ob für kurze Textnachrichten, Telefonate oder die Navigation. Das ist fatal, denn wer auch nur drei Sekunden aufs Handy schaut, befindet sich innerorts bei Tempo 50 bereits über 40 Meter im Blindflug – auf der Autobahn mit 130 km/h sind es sogar 108 Meter. Aus diesem Grund wird die Smartphone-Nutzung auch streng geahndet. Beim Handy in der Hand droht ein Bußgeld von 100 Euro und ein Punkt in Flensburg. Auch die Kontrollen verschärfen sich: So sind seit Kurzem in Rheinland-Pfalz spezielle Handyblitzer im Einsatz, die die Nutzung des Mobiltelefons während der Fahrt erfassen.

ACE-Tipp: Bei modernen Autos kann inzwischen auch die Sprachsteuerung für die Bedienung des Handys genutzt werden. Damit sie eine wertvolle Unterstützung ist, sollte man am besten mit der eigenen Stimme trainieren und gängige Befehle lernen. Wichtig: In die Hand darf das Gerät nur genommen werden, wenn die Zündung aus ist – nicht aber bei aktivierter Start-Stopp-Automatik an der Ampel oder im Stau.

 

2. Emotionale Gespräche: Wenn Worte vom Weg abbringen

Auch wenn das Telefonieren über die Freisprecheinrichtung erlaubt ist, sollte nicht unbedingt jedes Gespräch beim Autofahren geführt werden. Denn aufwühlende Telefonate können emotional so fordernd sein, dass sie vom Verkehrsgeschehen ablenken. Immer häufiger spielen auch berufliche Gespräche eine Rolle. Wer während der Fahrt an Online-Meetings teilnimmt, konzentriert sich möglicherweise zu sehr auf das Gesprochene und verliert den Fokus auf den Verkehr.   

ACE-Tipp: Bahnt sich ein emotionales Gespräch an oder steht eine wichtige Besprechung an, sollte man das Telefonat besser auf später verschieben oder eine Haltemöglichkeit suchen, um das Gespräch in Ruhe zu führen.

 

3. Müdigkeit: Der schleichende Konzentrationskiller

Müdigkeit ist hinter dem Steuer ein gefährlicher Begleiter und kann schlimmstenfalls zu Sekundenschlaf führen. Entsprechend hoch sind die Unfallzahlen: Durch Übermüdung kam es im Jahr 2023 in Deutschland zu 1.902 Verkehrsunfällen mit Personenschaden. Das Risiko steigt, wenn man ungewohnterweise am Abend in den Urlaub startet, es sich vielleicht auch noch warm und kuschelig macht und die Umgebung monoton und dunkel ist. Wer versucht, sich mit Kaffee oder Energy-Drinks wach zu halten, bekämpft lediglich die Symptome statt der eigentlichen Ursache.

ACE-Tipp: Erste Anzeichen wie Gähnen, brennende Augen und Unaufmerksamkeit, aber auch das Ping des Müdigkeitswarners ernst nehmen und eine Pause einlegen. Ein Nickerchen von 20 bis 30 Minuten kann helfen, die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Auch Bewegung an der frischen Luft kann neue Energie bringen. Auf längeren Strecken sollte generell etwa alle zwei Stunden eine Erholungspause eingelegt werden.

 

4. Insekten: Kleine Tiere – großes Risiko

Spinnen, die sich langsam vom Rückspiegel abseilen oder Wespen, Bienen oder Mücken, die durchs Auto schwirren, lassen viele Autofahrerinnen und -fahrer panisch werden. Dabei gilt es in so einer Situation Ruhe zu bewahren. Denn wer anfängt, hektisch mit den Armen zu wedeln, verliert den Fokus auf den Straßenverkehr. Immer bedenken: Die Folgen eines Verkehrsunfalls sind in der Regel schwerwiegender als der Stich eines Insekts. Zudem kann es sich negativ auf den Versicherungsschutz auswirken, wenn es aufgrund eines Insekts zu einem Unfall kommt.

ACE-Tipp: Die Fenster öffnen, sodass das Insekt selbst den Weg hinausfinden kann. Alternativ mit eingeschaltetem Warnblinker am rechten Fahrbahnrand halten und das Tier aus dem Auto befördern.

 

5. Volle Blase: Wenn der Druck zur Gefahr wird

Eine volle Blase im Auto ist nicht nur unangenehm, sie kann auch ablenken. Denn wenn auf der Autobahn kein Rastplatz in Sicht ist, kann der Druck großen Stress verursachen.

ACE-Tipp: Damit es gar nicht erst zu einem Notfall kommen kann, vor Fahrtbeginn und regelmäßig unterwegs Toilettenpausen einplanen. Für akute Fälle kann eine kleine „Notfalltoilette“ oder ein „Taschen-WC“ griffbereit im Auto verstaut werden. Erhältlich sind verschiedene Ausführungen für Männer, Frauen und Kinder. Wichtig: Der Seitenstreifen ist auch im Stau tabu. Die Fahrbahn darf nicht betreten werden, egal ob der Verkehr fließt oder steht.

 

6. Navi und Touchscreen: Technik, die ablenkt

Die Bildschirme in Autos werden immer größer und übernehmen zunehmend Funktionen über die Navigation hinaus – etwa Unterhaltung oder Fahrzeugsteuerung. Doch viele Nutzerinnen und Nutzer fühlen sich von der Bedienung überfordert und benötigen deutlich mehr Zeit für einfache Einstellungen als bei klassischen Tasten und Knöpfen. Grundsätzlich gilt: Elektronische Geräte wie das Handy dürfen nicht gehalten oder aufgenommen werden. Geräte zu nutzen ist nur gestattet, wenn ein kurzer Blick darauf ausreicht. Die Zieleingabe im Navi während der Fahrt ist also lediglich erlaubt, wenn der Blick nur kurz von der Straße abgewandt wird. Eine zügige Eingabe einer Adresse während der Fahrt ist so kaum legal möglich. Sollte die Bedienung des Navis während der Fahrt erforderlich werden, empfiehlt es sich, bei der nächsten Haltemöglichkeit anzuhalten oder die Sprachsteuerung zu nutzen. Fahrzeugfunktionen wie Licht oder Heizung dürfen per Touchscreen gesteuert werden, solange dies ohne längere Ablenkung geschieht. Wird jedoch zu viel Aufmerksamkeit benötigt und es kommt zu einem Unfall, kann das bußgeldrechtliche Folgen haben – wie ein Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe gegen einen Tesla-Fahrer zeigt. Wie lang ein „kurzer Blick“ sein darf, ist nicht pauschal geregelt und wird im Einzelfall bewertet.

ACE-Tipp: Der ACE rät allen Autofahrenden sich gründlich mit den Funktionen, Einstellungsmöglichkeiten und Signaltönen des Fahrzeugs vertraut zu machen. Das gilt nicht nur für das eigene Auto, sondern insbesondere für geliehene Fahrzeuge. Teilweise können bestimmte Funktionen auf „Kurzwahl“ gelegt oder einzelne Tasten oder Knöpfe individuell belegt werden.

 

7. Musik, Podcasts und Hörbücher: Unterhaltung mit Nebenwirkungen

Wer die Musik hinter dem Steuer zu laut aufdreht, läuft Gefahr sich zu sehr auf die musikalische Unterhaltung zu konzentrieren statt auf den Straßenverkehr. Das Unfallrisiko erhöht sich insbesondere, wenn die Musik so laut ist, dass sie beispielsweise das Martinshorn oder Hupen übertönt. Auch scheinbar harmlose Beschäftigungen wie das Hören von Podcasts und Hörbüchern kann ablenken: Entweder weil sie zu fesselnd sind oder so monoton, dass sie eher eine einschläfernde Wirkung haben.

ACE-Tipp: Die gewünschte akustische Unterhaltung vor der Fahrt auswählen und bestenfalls eine Playlist anlegen. DieLautstärke der Musik immer so einstellen, dass andere Verkehrsgeräusche und Warnsignale gut gehört werden.

 

8. Kinder an Bord: Wenn es auf der Rückbank turbulent wird

Weinende, streitende oder quengelnde Kinder können im Auto auch schnell ihre Eltern vom Fahren ablenken. Sie vergessen dann mitunter wichtige Verkehrsregeln oder wenden den Blick von der Straße ab. Das kann gefährlich werden: Wer sich etwa beim Fahren zur Rückbank umdreht, lenkt oft unbewusst in dieselbe Richtung und kommt so von der Straße ab. Auch das Aufheben von heruntergefallenem Spielzeug beim Fahren birgt ein enormes Unfallrisiko.

ACE-Tipp: Für ausreichend Beschäftigung während der Fahrt sorgen und Heruntergefallenes liegen lassen. Kuscheltiere und Trinkflaschen der Kinder griffbereit so verstauen, dass sie nicht im Auto herumfliegen können. Falls möglich, den Beifahrer oder die Beifahrerin bitten, sich in akuten Fällen zu kümmern, bevor man als Fahrerin oder Fahrer den Blick von der Straße abwendet. Eskaliert die Situation ganz, hilft nur eine Pause.

 

9. Sitz und Spiegel: Feineinstellungen mit Folgen

Viele Ablenkungsunfälle werden durch scheinbar harmlose Handlungen ausgelöst. Dazu gehört zum Beispiel das Einstellen der Innen- und Außenspiegel oder der richtigen Sitzposition. Aber schon kleine Handgriffe wie diese verlagern die Aufmerksamkeit weg vom Straßenverkehr.

ACE-Tipp: Spiegel, Sitzhöhe und Lenkradposition immer vor dem Losfahren anpassen. Wer oft das Fahrzeug wechselt, sollte sich dafür bewusst Zeit nehmen.

 

10. Essen und Trinken: Unachtsamkeit im Snack-Modus

Auch Essen und Trinken während der Fahrt kann ein Ablenkungsfaktor sein. Wer umständlich einen Verschluss oder eine Verpackung öffnen muss oder versucht, einen Fleck von Hemd oder Bluse zu wischen, wendet meist ganz unbewusst den Blick von der Straße.

ACE-Tipp: Für das leibliche Wohl am besten bei regelmäßigen Erholungspausen sorgen. Wer während der Fahrt nicht verzichten kann, sollte sich alles griffbereit und leicht zu öffnen bereitlegen. Falls möglich, während der Fahrt den Beifahrer oder die Beifahrerin um Hilfe bitten. Heiße Getränke unbedingt in den vorgesehenen Halterungen im Auto verstauen.

 

Weitere Informationen:

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