19.12.2017

Hessen führt kostenloses Jobticket für alle Beschäftigten des Landes ein

Ab dem 1. Januar 2018 fahren die Beamten, Angestellten und Auszubildenden des Landes Hessen kostenlos mit Bus und Bahn.  Möglich macht das die Einführung eines Jobtickets für alle Landesbeschäftigten und die Übernahme der gesamten Kosten durch das Land. Damit das Ticket zum Erfolg wird, sind noch weitere Schritte notwendig.


Ob Lehrer, Richter, Finanzbeamte, Stadtreiniger oder Verwaltungsangestellte, ob schon länger im Beruf oder noch in der Ausbildung – sie alle können ab Anfang nächsten Jahres kostenlos mit Bus und Bahn fahren. Einzige Voraussetzung ist, dass sie im öffentlichen Dienst in Hessen arbeiten und die Verkehrsmittel im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) nutzen.  Das Land Hessen führt damit für seine etwa 145.000 Beschäftigten ein kostenloses, landesweit gültiges Jobticket ein. Das sogenannte „Hessenticket“  ist nicht auf den Arbeitsweg beschränkt und ermöglicht zudem die Mitnahme von Familienmitgliedern am Abend und am Wochenende.

 

Kosten von 51 Millionen Euro im Jahr

 

Das Ticket kostet etwa 20 Euro pro Mitarbeiter und Monat, hinzu kommt die vom Land übernommene Pauschalversteuerung des geldwerten Vorteils, der durch das Ticket entsteht. Während die Beschäftigten das Ticket kostenlose erhalten, trägt das Land die gesamten Ausgaben von etwa 51 Millionen Euro im Jahr. Die Ticketpreise fallen pro Beschäftigten vergleichsweise gering aus, da das Land für jeden Mitarbeiter ein Jobticket abnehmen muss, egal ob er bzw. sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommt oder nicht. Bei anderen Verkehrsverbünden und Gesellschaften können Betriebe nur für den Teil der Beschäftigten Tickets kaufen, welche diese auch nutzen, die einzelnen Tickets kosten dann aber deutlich mehr.

 

Einmalig im öffentlichen Dienst

 

Die schwarz-grüne Landesregierung hatte die Einführung des Tickets bereits im Koalitionsvertrag vereinbart. Erklärtes Ziel ist es zum einen, den Berufsverkehr klimafreundlicher zu gestalten, zum anderen soll der öffentliche Dienst durch das Ticket attraktiver werden. Tatsächlich stellt das Hessenticket ein Alleinstellungsmerkmal im öffentlichen Dienst dar – Baden-Württemberg und Sachsen bieten zwar landesweite Jobtickets mit Zuschusszahlungen an, übernehmen aber nicht die kompletten Kosten des Tickets. In der Privatwirtschaft gibt es Arbeitgeber, welche die Kosten des Jobtickets vollständig und samt Versteuerung übernehmen, dabei handelt es sich aber um Einzelfälle.

 

Kein Selbstläufer – weitere Schritte nötig

 

Alleine durch die Einführung des Tickets werden allerdings keine Massen von öffentlichen Beschäftigten auf Bus und Bahn umsteigen. Das Land Hessen und der RMV rechnen zunächst mit etwa 3.000 zusätzlichen Nutzern von öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Bund der Steuerzahler Hessen kritisierte angesichts dieser Prognose, dass 17.000 Euro pro Jahr und Umsteiger ein viel zu hoher Preis seien.  Um höhere Fahrgastzahlen zu erreichen und die Kostenkritik zu entkräften, wird es entscheidend sein, ob es das Land schafft, das Ticket intensiv und dauerhaft zu bewerben. Außerdem sollte es seine Verhandlungsmacht als größter Kunde des RMV nutzen, um die Anbindung, Taktzeiten und Kapazitäten öffentlicher Verkehrsmittel zu verbessern – zumindest für große Verwaltungsstandorte. Hintergrund ist, dass nur ein attraktiver Nahverkehr auch angenommen wird. Es steht also noch viel Kleinarbeit an, um aus dem Hessenticket ein Erfolgsmodell zu machen.